Im Landkreis Reutlingen ist ein umfassendes Schienenverkehrsnetz mit verschiedenen Achsen vorhanden. Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr ist das Land Baden-Württemberg mit der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH. Die einzelnen Strecken werden von unterschiedlichen Eisenbahnverkehrsunternehmen betrieben. Im Zuge des Engagements für ein attraktives Nahverkehrsangebot wird das Schienennetz bedarfsorientiert weiterentwickelt und die Takte werden verdichtet.
Die Bahnstrecken der Neckar-Alb-Bahn (Strecke 760) von Stuttgart über Plochingen und Reutlingen nach Tübingen sowie die Ermstalbahn von Metzingen nach Bad Urach (Strecke 763) verlaufen durch den Landkreis Reutlingen. Daneben verbindet die Strecke der Schwäbischen Alb-Bahn (Strecke 759) von Ulm her kommend Münsingen mit Engstingen und Gammertingen. Weitere Strecken sind im Rahmen der Regionalstadtbahn Neckar-Alb geplant.
Auf der Strecke 760 verkehren die Züge der Metropolexpress Linien 12 und 18 mit zwei Zügen je Stunde und Richtung. Diese Züge sind über Stuttgart hinaus bis nach Osterburken, Heilbronn und Mosbach durchgebunden und bieten so schnelle Verbindungen auch zum Beispiel nach Esslingen oder Ludwigsburg. Daneben verkehren auf der Neckar-Alb-Bahn auch die schnellen IRE-Züge nach Stuttgart und Aulendorf (über Tübingen, Hechingen, Balingen und Sigmaringen) im Stundentakt. Auch die Regionalbahnen der Linie 63 fahren zwischen Metzingen und Tübingen auf der Neckar-Alb-Bahn, diese Züge halten an allen Unterwegsstationen.
Auf der Schwäbischen Alb-Bahn (Strecke 759) verkehren die Züge der gleichnamigen Eisenbahngesellschaft und stellen wichtige Verbindungen auf der Alb her. Mit Inbetriebnahme der geplanten Echaztalbahn von Reutlingen nach Engstingen wird die Alb-Bahn als Zubringer zur geplanten Regionalstadtbahn Neckar-Alb dienen.
Im Rahmen des Projektes Regional-Stadtbahn Neckar-Alb wird auf den bestehenden und auch auf zwischenzeitlich abgebauten Eisen- und Straßenbahnstrecken in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und dem Zollernalbkreis ein neues Netz von Stadtbahnlinien entstehen. Mit Hilfe sogenannter „Tramtrains“, die sowohl auf Straßenbahngleisen als auch auf Eisenbahnstrecken fahren können, wird das Angebot auf der Schiene wesentlich ausgebaut und halbstündliche, im Wesentlichen umsteigefreie Verbindungen aus dem ländlichen Raum in die Städte Reutlingen und Tübingen eingerichtet. Im Landkreis Reutlingen soll unter anderem die seit 1969 stillgelegte Echaztalbahn zwischen Reutlingen und Engstingen wieder in Betrieb genommen werden, ebenso wie die „Gomaringer Spange“, die eine neue Verbindung von Reutlingen über Ohmenhausen und Gomaringen zur Zollernbahn nach Mössingen herstellen wird.
Das erste Teilprojekt der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb wurde im Dezember 2022 in Betrieb genommen. Hier wurde mit dem „Modul eins“ die Strecke von Bad Urach nach Metzingen und von Tübingen bis Herrenberg ausgebaut und elektrifiziert sowie mit moderneren Fahrzeuge bestückt. Zusammen mit der schon zweigleisigen und elektrifizierten Neckar-Alb-Bahn zwischen Metzingen und Tübingen ergibt sich eine durchgehende Verbindung, die auch mehrere neue Haltepunkte an der bestehenden Strecke in Reutlingen und Tübingen erhält.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb.
Die Ermstalbahn ist die rund elf Kilometer lange Bahnstrecke von Metzingen nach Bad Urach. In Metzingen besteht Anschluss an die Züge der Neckar-Alb-Bahn aus Richtung Stuttgart und Tübingen, in Bad Urach bilden inzwischen mehrere Regiobuslinien komfortable Anschlussmöglichkeiten nach Münsingen und Laichingen auf die Alb.
Die Strecke wurde 1873 in Betrieb genommen, verfiel aber ab den 1970er Jahren zusehends. 1976 fuhren die letzten planmäßigen Personenzüge, 1989 die letzten Güterzüge. Durch großes kommunales und ehrenamtliches Engagement der Ermstäler Bürgerinnen und Bürger wurde die Strecke in den 1990er Jahren jedoch privatisiert und 1999 feierlich wieder in Betrieb genommen.
Neue Haltepunkte und eine erhöhte Streckengeschwindigkeit tragen seitdem zu stetig steigenden Fahrgastzahlen bei. Seit 2022 ist die Strecke elektrifiziert, die Bahnsteige wurden auf 80 Meter verlängert und eine Flotte aus spurtstarken Triebwagen der Baureihe 1440 (Coradia Continental) hat den Betrieb übernommen. Die Ermstalbahn ist damit Teil des Netzes der Regionalstadtbahn Neckar-Alb.
Weitere Informationen finden Sie bei der Erms-Neckar-Bahn AG und dem Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb.
Die Schwäbische Alb-Bahn befuhr ursprünglich die Gesamtstrecke Reutlingen - Engstingen - Münsingen - Schelklingen. Erbaut zwischen 1891 und 1901 wurden ab 1969 mehrere Abschnitte stillgelegt, sodass heute noch der Abschnitt von Engstingen bis Schelklingen (nach Ulm weiter auf der Donautalbahn) in Betrieb ist. In Engstingen ist die Alb-Bahn mit dem Netz der Hohenzollerischen Landesbahn verknüpft, die seit 1901 ebenfalls von Gammertingen bis Engstingen in Betrieb ging. Die Züge der Schwäbischen Alb Bahn verkehren daher heute zum Großteil durchgängig von Gammertingen über Engstingen nach Münsingen und gegeben Falls weiter nach Schelklingen. Die Schwäbischen Alb Bahn dient vor allem dem Schülerverkehr und dem Freizeitverkehr auf der Alb, sie stellt aber auch in Ergänzung zu den regionalen Buslinien viele weitere Verbindungen her.
Langfristig werden die Streckenäste Engstingen - Münsingen sowie Engstingen - Trochtelfingen - Gammertingen als Zubringer zur Regionalstadtbahn Neckar-Alb in Engstingen dienen. Im Rahmen einer Potentialanalyse des Landes Baden-Württemberg wurde beiden Strecken ein deutliches Potential bescheinigt. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wird aktuell die Wiederinbetriebnahme beider Strecken geprüft.
Daneben finden auf der Alb-Bahn von Münsingen aus regelmäßig Dampfzugfahrten des Vereins Schwäbische Alb-Bahn e.V. statt. Die Dampflokomotive T3 930 (Baujahr 1905) und die teilweise über 100 Jahre alten Wagen des Vereins werden liebevoll instand gehalten und gepflegt, teilweise sind die Wagen sogar wieder in den Zustand der Zeit der Streckeninbetriebnahme gebracht worden.