Kommunale Freundschaften oder auch formellere Partnerschaften zwischen Nord-Süd Partnern fördern das Wissen und Verständnis um globale Nachhaltigkeit und eine gerechtere Welt im Sinne der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.
Seit 2012 pflegt der Landkreis Reutlingen eine kommunale Freundschaft mit Ulundi Minicipality in Südafrika. Gemeinsam tauschen sie sich aus, vernetzen sich und setzen Projekte um.
Ulundi Municipality liegt im Distrikt Zululand im Nordosten der Provinz KwaZulu-Natal, Südafrika, circa 240 Kilometer nördlich der bekannten Großstadt Durban.
Mit einer Fläche von 3.250 Quadratkilometern ist Ulundi Municipality circa drei Mal so groß wie der Landkreis Reutlingen, hat aber mit 188.317 Einwohnern (2011) knapp 100.000 Einwohner weniger.
Ulundi Stadt ist die größte Stadt mit etwa 40.000 Einwohnern (2021). Sie bildet das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum im Süden der Municipality, während das restliche Gebiet hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt ist. Lebensmittel- und Tabakerzeugung stehen hier im Vordergrund. Landschaftlich reizvoll finden sich auf dem Gebiet der Municipality sowie in den angrenzenden Regionen einige Nationalparks, deshalb spielt Tourismus eine wichtige wirtschaftliche Rolle.
Gegründet wurde Ulundi (Zulu für „hoher Ort“) im späten 19. Jahrhundert von Prinz Cetshwayo als neuer Sitz der Zulu-Könige. Auch heute noch ist es der offizielle Sitz der Königsfamilie, den Buthelezis, und das Tal der Könige „Ezulwini-Tal“ in Ulundi zeugt davon.
Ulundis Geschichte ist wechselvoll - kurz nach der Gründung wurde es bereits 1879 bei der Schlacht von Ulundi bei Kämpfen zwischen den Briten und Zulus während des sogenannten Zulukriegs zerstört. Während der Apartheit gehörten Teile der heutigen Municipality zum quasi-autonomen Homeland KwaZulu und Ulundi Stadt wurde zum Verwaltungssitz. Am Ende der Apartheit 1994 wurden Ulundi gemeinsam mit Pietermaritzburg Regierungssitz der neuen Provinz KwaZulu-Natal, seit 2014 kommt Pietermaritzburg alleinig diese Rolle zu.
Dieser Niedergang sowie die Nachwehen ein ehemaliges wirtschaftlich benachteiligtes Homeland zu sein, führen zu vielen Herausforderungen, die sich Ulundi Municipality stellen muss.
Als hauptsächlich landwirtschaftliche Region mit einer sehr jungen Bevölkerung (2007: 54 Prozent unter 20 Jahre),
niedrigem Bildungsstand (2007: unter 10 Prozent der Bevölkerung mit 12 Schuljahren und höher)
und hoher Arbeitslosigkeit (2007: 11,2 Prozent der Bevölkerung in Beschäftigung) hinkt es bei der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung hinterher.
Die HIV-Epidemie, Abwanderung von arbeitsfähigen Menschen, die Corona-Pandemie und Energiekrise spitzen die schon bestehenden Herausforderungen signifikant zu und führen insbesondere zu weitverbreiteter Kinder- und Altersarmut.
Im Jahr 2023 wurden Fördermittel für eine Photovoltaik-Batteriespeicheranlage auf dem Hauptverwaltungsgebäude der Ulundi Municipality in Ulundi Stadt sowie für Bildungsmaßnahmen in Ulundi Municipality und dem Landkreis Reutlingen bewilligt.
Bisherige Probleme für Ulundi Municipality:
Chancen der PV-Batteriespeicheranlage:
Die Bildungsmaßnahmen (SDG 4: Hochwertige Bildung) tragen zu Folgendem bei:
KPF104329 gefördert durch Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): Das entwicklungspolitische Projekt wird durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) der Engagement Global gGmbH mit Sitz in Bonn organisiert und betreut.
Die Höhe der Förderung beträgt 43.928 Euro , das sind 90Prozent der kompletten Projektsumme.
Fünfte deutsch-afrikanische Partnerschaftskonferenz in Dresden
Vom 20.-22. September 2022 fand die fünfte deutsch-afrikanische Partnerschaftskonferenz der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt(SKEW) in Dresden statt. Schwerpunktthemen waren die nachhaltige Digitalisierung in Kommunen. Teilnehmende vom Landratsamt Reutlingen und Ulundi Municipality waren hier vertreten.
September 2022 - Anschlussbesuch Reutlingen
Im Rahmen von Workshops wurden konkrete Projekte für die Folgejahre überlegt, u.a. die Installation einer Photovoltaik-Anlage auf dem Ulundi Civic Building zur gesicherten Stromversorgung durch saubere, bezahlbare Energien.
Die Konferenzteilnahme und der Delegationsbesuch wurden gefördert durch Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): Das entwicklungspolitische Projekt wird durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) der Engagement Global GmbH mit Sitz in Bonn organisiert und betreut.
2019 unterzeichnen der Landkreis Reutlingen und Ulundi Municipality eine kommunale Klimapartnerschaft („Phase 7 Kommunale Klimapartnerschaft“), gefördert durch Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), organisiert und betreut durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) der Engagement Global gGmbH mit Sitz in Bonn. Das Projekt unterstützt Kommunen in ihren Bemühungen, auf lokaler Ebene einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Ziel des Projekts ist es, in den kommenden zwei Projektjahren ein gemeinsames Handlungsprogramm mit Maßnahmenvorschlägen in den Bereichen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zu erarbeiten. Gegenseitige Expertensendungen sollen dazu dienen, die Bedarfe zu identifizieren und in Projektideen zu übersetzen.
2021 - Ergebnisworkshop der 7. Phase der kommunalen Klimapartnerschaften in Berlin
Beim Ergebnisworkshop der 7. Phase der kommunalen Klimapartnerschaft in Berlin wurde unter Teilnahme von Mitarbeitenden des Landratsamtes Reutlingen und Ulundi Municipality ein Bericht mit Maßnahmen im Rahmen der kommunalen Klimapartnerschaft statt.
2021 - Recycling Workshop - Online und Action
Ein Präsenzworkshop zum Thema nachhaltige Abfallwirtschaft fand am 3. November 2021 in Ulundi statt. Julius Regelmann und Salome Mages nahmen online mit Beiträgen aus dem Landkreis Reutlingen teil. Abschließend wurde eine große „Clean Up“ Aktion in Ulundi durchgeführt.
2019 - Reutlinger Delegationsbesuch in Ulundi
Neben Workshops zu den Handlungsfeldern nachhaltige Abfallwirtschaft, Erneuerbare Energien, Bildung und nachhaltige Stadt wurden gemeinsam Bäume gepflanzt.
2019 - Ulundi Delegationsbesuch in Reutlingen
Im Mai 2019, im Anschluss an das Auftaktreffen in Münster, war die Delegation aus Ulundi mehrere Tage zu Besuch in Reutlingen. Bei einem Treffen betonte Landrat Thomas Reumann, dass es um eine Partnerschaft auf Augenhöhe gehe und man den Austausch fördern wolle, um lokale Antworten auf globale Herausforderungen zu entwickeln und dabei voneinander zu lernen:
„Bei meinem letzten Besuch in Ulundi hat mich überzeugt, wie Erträge aus den Maßnahmen zum Umweltmanagement im dortigen Naturreservat sinnvoll für soziale Projekte eingesetzt werden“.
Es besteht global ein Ungleichgewicht zwischen den größten Verursachern des Klimawandels und denen, die dessen Effekte bereits jetzt am stärksten zu spüren bekommen.
„Unser Handeln hat konkrete Auswirkungen auf das Leben unserer Partner im Globalen Süden. Dafür möchten wir mit der Klimapartnerschaft sensibilisieren“,
sagt Salome Mages, Koordinatorin für Kommunale Entwicklungspolitik und zuständig für das Projekt im Landkreis Reutlingen.
Highlights des Besuchs waren Workshops zur Erarbeitung von den Schwerpunktthemen Abfall, Bildungsarbeit und Ausbau Erneuerbare Energien. Außerdem wurde der Komposthof Pfullingen besucht.
2019 - Internationale Auftaktkonferenz des Projektes in Münster
Im Mai 2019 trafen sich zehn deutsche Gemeinden und Landkreise mit ihren jeweiligen Partnerkommunen aus Afrika und Südamerika zum ersten Erfahrungsaustausch im Rahmen eines dreitägigen Workshops. Dabei wurde die Grundlage für die systematisch angelegte Zusammenarbeit in der Zukunft geschaffen.
2018 - Einrichtung der Stelle „Koordination für kommunale Entwicklungspolitik“ beim Landkreis Reutlingen
Unter anderem sollen mit der Stelle die Beziehungen zwischen beiden Partnern strategischer ausgerichtet und weiter verfestigt werden. Die Stelle wird zunächst auf 2 Jahre zu 90 Prozent vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.
(Förderung von 75 Prozent für weitere zwei Jahre von 2020-2022; seitdem unbefristet)
2016 - Verleihung NatureLife-International Umweltpreis 2015 an Prinz Mangosuthu Buthelezi und Ulf Doerner
Für den jahrzehntelangen Einsatz zur Bewahrung unersetzlicher Naturparadiese in Südafrika hat Claus-Peter Hutter, Präsident der Stiftung NatureLife-International an Prinz Mangosuthu Buthelezi, früherer Innenminister Südafrikas, Präsident der Inkatha Freedom Party in Ulundi, KwaZulu–Natal den NatureLife Umweltpreis 2015 überreicht. Ebenfalls mit dem NatureLife Umweltpreis 2015 ausgezeichnet wurde der deutsche Diplom-Ingenieur und Afrika-Kenner Ulf Doerner.
2014 - Spendenpaket für Nkonjeni Krankenhaus in Ulundi
Ein Spendenpaket mit medizinischen Geräten wurde an das Nkojeni Krankenhaus in Ulundi versandt.
Die Kreiskliniken Reutlingen, die Uniklinik Tübingen und die Firma Rieber, Betzingen, spendeten medizinische Geräte wie etwa ein Sonographiegerät, EKG-Geräte und Defibrillatoren sowie eine mobile Kocheinheit mit Zubehör.
Während die Kreiskliniken Krankenbetten zur Verfügung stellten, ermöglichten die Firmen Kurz Zahn- und Medizintechnik (Dusslingen), Niklaus Baugeräte (Gomaringen) und Fauser Fensterbau (Gomaringen) durch großzügige Geldspenden die Anschaffung passender Matratzen.
Auch der Transport der Hilfsgüter konnte einfacher als erwartet umgesetzt werden: Die Logistikunternehmen Hasenauer (Reutlingen) und LSK Logistik (Reutlingen) sagten sofort zu, sich kostenlos um Verpackung, Transport und Zollformalitäten zu kümmern.
Die Stiftung NatureLife-International erhielt darüber hinaus von der Lufthansa die Zusage, die Hilfslieferung kostenlos nach Südafrika zu transportieren.
Weitere Berichte
Verbesserte Krankenpflege-gute Nachrichten aus Südafrika
Spendenpaket für Krankenhaus in Ulundi geschnürt
2013 - Nachhaltigkeitsdialog Ulundi - Landkreis Reutlingen
Der Reutlinger Küchenhersteller Rieber spendet eine passgenaue Speisezubereitungsanlage an das Nkonjeni Hospital in Ulundi.
Im Herbst 2012 wurde im Rahmen eines dreitägigen Delegationsbesuchs aus Ulundi eine Freundschaftsurkunde zwischen dem Landkreis Reutlingen, Ulundi Municipality und NatureLife-International unterzeichnet.
Mit dieser Freundschaftsbekundung werden die Beziehungen zwischen den Nord-Süd Partnern auf ein festes Fundament gestellt. Dies ist der Auftakt zu einem Nachhaltigkeitsdialog mit dem ursprünglichen Kernanknüpfungspunkt des UNESCO anerkannten Biosphärengebiet Schwäbische Alb und das teilweise auf der Markung Ulundi liegende UNESCO Weltnaturerbe iSimangaliso-Wetland Park (ekehmaliger St. Lucia-Wetland Park).
Ein wichtiges Ziel ist, Nord-Süd Akteure aus unterschiedlichen Bereich zu konkreten Projektumsetzungen zu vernetzen. Hierbei kommt NatureLife-International praktische Erfahrungen im Bereich Natur- und Umweltschutz und ihr weites Netzwerk zugute, während des Landkreis Reutlingen eine koordinierende Funktion bei Projekten übernimmt.
Seit 2010 gibt es freundschaftliche Beziehungen zwischen dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb und dem iSimangaliso-Wetland Park initiiert und unterstützt durch die Stiftung NatureLife-International aus Stuttgart.